Lesetipp KM Magazin: Teilhabe im Kulturbetrieb

Aufgabe oder Alibi?

Alle reden von Partizipation. So möchte man verstehen, was BesucherInnen wirklich bewegt und wie Kulturarbeit für breite Teile der Gesellschaft relevanter werden kann. Doch gesagt ist nicht gleich getan. Das Magazin #Teilkultur liefert spannende Perspektiven auf die Frage: Wie kann Teilhabe im Kulturbetrieb wirklich hergestellt werden?Im April 2015 veranstaltete Kulturmanagement Network zum vierten Mal in Folge den Redaktionswettbewerb für Studierende. Unter dem Motto "Macht doch, was Ihr wollt!" riefen wir angehende KulturmanagerInnen dazu auf, der Öffentlichkeit Ihre Ideen und Kritik zum Thema Partizipation in einem eigenen Magazin vorzustellen. Unter den vielen Zusendungen zur Ausschreibung setzen sich schließlich die Studentinnen Nele Totzke und Alexandra Vogt bei der Jury mit ihrem Entwurf für ein Magazin durch, das die Parole "Kultur für alle" des Kulturbetriebs der 70er Jahre kritisch hinterfragt. Das Ergebnis ist das KM Sondermagazin #Teilkultur.

Partizipation - Was heiß das eigentlich?
Die Debatte um mehr zivilgesellschaftliche Teilhabe an Gesellschaft und Kultur ist zur Zeit brandheiß und aktuell. Die Gefahr ist hoch, sich auf diesem Gebiet die Finger zu verbrennen. Oder aber, wenn man niemandem auf die Füße treten möchte, in allzu seichte Plattitüden auszuufern. Das alles hielt die beiden Preisträgerinnen des Redaktionswettbewerbs nicht davon ab, bei AutorInnen, GesprächspartnerInnen und Kulturinstitutionen nachzuhaken: Was soll das alles mit der Mitbestimmung? Was bezweckt der Kulturbetrieb damit wirklich? Und: Ist die Parole "Kultur für alle" nicht längst überholt?

Davon, dass alle Gesellschaftsteile an Kultur teilhaben und auch als ProduzentInnen auftreten können, sind wir heute immer noch weit entfernt. Und das trotz unzähliger Bemühungen und Projekte, die sich das Schlagwort "Partizipation" auf die Fahne geschrieben haben. Das Kulturpublikum besteht wie eh und je aus einer kleinen Gruppe gut Gebildeter und Verdienender. Und bei jedem neuen Bar Camps, jeder Konferenz und Workshop zum Thema bleibt der Zweifel zurück, ob hier nicht eher eine Pseudo-Mitbestimmung praktiziert wird, die legitimieren soll, was längst beschlossen ist?

Teilhabe als Aufgabe oder Alibi?
Das Magazin geht der Frage nach, ob das Konzept einer "Kultur von allen", in dem die Wünsche und Bedürfnisse aller berücksichtigt werden, Zukunft hat und wie viel Teilhabe der Kulturbetrieb überhaupt vertragen kann. Die studentischen Redakteurinnen sagen über ihr Projekt: "Wir wollten möglichst viele Aspekte der Partizipation beleuchten, um den LeserInnen - und auch uns selbst! - ein kritisches Urteil zu ermöglichen. Dabei sollten nicht nur ExpertInnen zu Wort kommen, sondern vor allem Kulturschaffende und selbstverständlich das Publikums, denn ohne diese beide Seiten geht es beim Thema Mitbestimmung nicht. Wir freuen uns, dass uns so viele AutorInnen unterstützt haben und wir ein durch und durch spannendes Magazin veröffentlichen können!" Das Layout und die Illustrationen des Magazins steuerte die junge Grafikerin Franziska Astarte Posch bei.

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