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Für Eilige
8.7 Kriterien für eine vornehmlich transformative Kulturvermittlung
Wichtigste Zielsetzungen für die Vermittlung in der Kulturinstitution:
- Die Institution will Kulturvermittlung nutzen, um ihre Funktionen zu erweitern: über das Zeigen und Aufführen hinaus zum kollaborativen Produktions- und Handlungsraum.
- Sie möchte sich als Einrichtung profilieren, die sich aktiv an der Bearbeitung gesellschaftlicher Fragestellungen beteiligt.
- Sie möchte Kooperationen im lokalen Kontext initiieren, um sich an der Mitgestaltung ihres Umfelds aktiv zu beteiligen und als dessen Akteurin zu verankern.
Struktur
Institutionelle Rahmenbedingungen in Bezug auf Infrastruktur, Organisation und Personal, finanzielle und materielle Ressourcen:
- Das Personal für die Vermittlung ist fest in der Institution verankert, um langfristige Projekte und institutionelle Transformation gestalten zu können. Es verfügt über die für das Angebot benötigte inhaltliche, künstlerische und pädagogische Ausgewiesenheit (zertifiziert und/oder nachweislich erfahrungsbasiert) sowie über Erfahrungen in Kooperationen mit ausserinstitutionellen Partnern.
- Die Entlohnung der Vermittlung entspricht vergleichbar komplexen Qualifikationsprofilen in der Institution.
- Es existiert ein angemessenes und zumindest mittelfristig gesichertes Budget für die Realisierung von Kooperationen.
- Die internen räumlichen Voraussetzungen sind für das Projekt förderlich; eine Bereitschaft zur flexiblen Raumnutzung und zur Bereitstellung von Räumen für Projektpartner besteht. Darüber hinaus agiert die Vermittlung kohärent auch in Räumen ausserhalb der Institution.
- Organisation, Koordination und Verwendung von Ressourcen geschehen in transparenter Absprache mit den jeweiligen Kooperationspartnern.
- Für die Planung und die Nachbereitung des Angebots steht ausreichend Zeit zur Verfügung. Sie erfolgt in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern.
- Reibungsloser Informationsfluss existiert zwischen Vermittlung und anderen Einheiten der Institution, sowie zwischen der Institution und den Projektpartnern.
- Es bestehen strukturell verankerte Möglichkeiten zur Prozessreflexion mit allen in der Institution Beteiligten und mit den Projektpartnern.
- Es besteht die strukturelle Möglichkeit zur Fortsetzung der Zusammenarbeit.
Prozess
Pädagogische, fachliche, organisatorische und ggf. künstlerische Qualität der Konzeption und Durchführung:
- Der organisatorische Ablauf des Angebots wird gemeinsam mit den Kooperationspartnern entwickelt.
- Das Konzept des Projektes wird ebenfalls in Abstimmung mit den Kooperationspartnern entwickelt.
- Die Sprache der Vermittlung ist explizit darauf ausgerichtet, an der Herstellung von Augenhöhe und Vertrauen zwischen den Beteiligten mitzuwirken.
- Der Inhalt der Vermittlung verknüpft die Interessen der Kooperationspartner mit den Interessen und Ressourcen der Institution. Ein Inhalt ist immer auch die Reflexion von Machtdynamiken und das Verhandeln divergenter Interessen im Projekt selbst.
- Der Auftritt der Vermittlungsperson ist von kommunikativer Reflexivität geprägt: Sie ist sich der Machtposition der Institution bewusst und reflektiert diese aktiv mit den Projektpartner_innen. Sie ist bereit, Verantwortung mit den Projektpartner_innen zu teilen, Risiken einzugehen und Pläne je nach Projektverlauf anzupassen.
Ergebnis
Resultate und Effekte in Relation zur Zielformulierung:
- Die Arbeitszufriedenheit der Vermittlungsperson ist hoch.
- Erfahrungen aus dem Projekt werden für die Weiterentwicklung der Institution und ihrer Kooperationen genutzt.
- Die Zufriedenheit über die Zusammenarbeit ist bei allen Beteiligten innerhalb und ausserhalb der Institution hoch; allfällige Konflikte können bearbeitet und für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit genutzt werden.
- Es entstehen neue Formate und Handlungslogiken, die sich als Bestandteil des institutionellen Selbstverständnisses etablieren.
- Diese Veränderungen werden öffentlich wahrgenommen und diskutiert. Daraus erwachsen neue Interessensgruppen, die mit der Institution in Kontakt treten.
- Die Dokumentation des Projektes entsteht zusammen mit den Projektpartnern. Sie zeichnet sich durch einen hohen Grad an Reflexivität aus und verwendet ihrerseits ggf. künstlerische Gestaltungsmittel. Sie ist für die Profilierung der Institution genauso wie für die Interessen der Kooperationspartner nutzbar.
- Eventuelle künstlerische Ergebnisse zeichnen sich durch ästhetische und diskursive Dichte und Kohärenz aus und verorten sich im State of the Art des jeweiligen künstlerischen Bereichs. Sie werden als Teil der institutionellen Produktion sichtbar.