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Für Eilige
8.4 Kriterien für eine vornehmlich affirmative Kulturvermittlung
Wichtigste Zielsetzungen für die Vermittlung in der Kulturinstitution:
- Die Institution definiert, welches Fachwissen weitergegeben werden soll.
- Sie richtet sich an ein bereits interessiertes und informiertes Publikum.
- Sie will dieses Publikum durch die Vermittlung stärker an sich binden.
- Sie präsentiert sich als relevante fachliche Mitgestalterin des jeweiligen künstlerischen Bereichs.
Struktur
Rahmenbedingungen in Bezug auf Infrastruktur, Organisation und Personal, finanzielle und materielle Ressourcen:
- Das Personal für die Vermittlung verfügt über das für das Angebot benötigte Fachwissen und über pädagogisches Stehvermögen gegenüber einem informierten (und inhaltlich sowie auch methodisch) kritischen Publikum.
- Die Bezahlung für die Vermittlung ist angemessen, sie richtet sich zumindest nach den veröffentlichten Tarifen. Bezahlt werden auch die Vor- und Nachbereitung eines Angebots.
- Es existiert ein angemessenes Budget für benötigte Materialien.
- Die räumlichen Voraussetzungen sind unterstützend (z.B. Arbeitsräume, Akustik, Sitzgelegenheiten etc.).
- Die Organisation, Koordination und Kommunikation der Angebote liegt ebenfalls in der Hand von Personal mit der dafür benötigten Expertise.
- Für die Planung und die Nachbereitung des Angebots steht ausreichend Zeit zur Verfügung.
- Der Informationsfluss zwischen den Abteilungen der Institution ist gewährleistet. Die Vermittlung hat bereits in der Konzeptions- und Planungsphase Einblick in die zu vermittelnde Produktion.
- Die Struktur bietet Möglichkeiten zur Prozessreflexion mit allen Beteiligten und damit zur Weiterentwicklung des Vermittlungsangebots als festem Bestandteil der Institution.
Prozess
Pädagogische, fachliche, organisatorische und ggf. künstlerische Qualität der Konzeption und Durchführung:
- Der organisatorische Ablauf des Angebots gestaltet sich transparent und einfach für die Teilnehmenden.
- Das Konzept der Vermittlung korrespondiert inhaltlich und methodisch schlüssig und einfallsreich mit den zu vermittelnden Inhalten.
- Die Sprache der Vermittlung ist an der Fachterminologie ausgerichtet und gleichzeitig aufmerksam gegenüber dem unterschiedlichen Wissen im Publikum. Von Vorannahmen geprägte Formulierungen wie «Sie kennen ja sicher alle…» werden vermieden.
- Der Inhalt der Vermittlung besteht einerseits aus Basiswissen, andererseits aus neuen Hintergrundinformationen für ein informiertes Publikum. Er macht jeweils die Perspektiven und Quellen, aus denen das vermittelte Wissen stammt, transparent (dies gilt grundsätzlich für alle Funktionen der Vermittlung). Redundante Beschreibungen und Vorannahmen werden vermieden («das düstere Licht im Bühnenraum lässt uns gruseln»).
- Der Auftritt der Vermittlung ist selbstbewusst und freundlich, weder servil noch defensiv. Fachliche Wissenslücken werden als notwendig für das Weiterdenken erkannt und benannt. Es existiert pädagogische Professionalität im Sinne von Selbstdistanz und von Reflexivität zum Gegenüber und zur Vermittlungssituation.
Ergebnis
Resultate und Effekte in Relation zur Zielformulierung:
- Die Arbeitszufriedenheit der Vermittlungsperson ist hoch
- Die Zufriedenheit über die Zusammenarbeit von Organisation, Koordination, Produktion und Vermittlung ist bei allen Beteiligten in der Institution hoch; die Zusammenarbeit wird auf dieser Basis fortgesetzt.
- Die Zufriedenheit des Publikums mit dem Vermittlungsangebot ist hoch; ähnliche Angebote werden von einem Teil erneut wahrgenommen.
- Die quantitative Nutzung des Angebots entspricht den Zielvorstellungen.
- Das Angebot trägt wahrnehmbar zur Stärkung des bisherigen Profils der Institution in der Öffentlichkeit bei. Es wird von der Institution aktiv zu dieser Profilierung verwendet.