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Für Eilige
6.0 Intro
Zunehmend gerät Kulturvermittlung mit all ihren Facetten in den Blick von kultur- und bildungspolitischen Entscheidungsträger_innen und Fördereinrichtungen. Einen Anfangspunkt dieser Entwicklung bildete die durch die englische Labourpartei im Jahr 1998 eingeleitete kulturpolitische Wende, welche die Verknüpfung von Kunst und Bildung als gesellschaftlichen und ökonomischen Faktor (wieder-)entdeckte und damit begann, diese stark zu fördern und von den Kultureinrichtungen auch zu fordern. Vermittlung wird inzwischen auch in Kontinentaleuropa und damit auch in der Schweiz zunehmend zum Förderfaktor. Dies hat Konsequenzen für die Vermittlungspraxis: Sie beginnt, sich zu professionalisieren und sich in unterschiedliche Methoden, Ziele und Begründungen auszudifferenzieren. Es geht nicht mehr nur darum, überhaupt Vermittlungsaktivitäten zu initiieren sowie die Finanzierung und die nötige Begeisterung dafür aufzubringen. Angesichts unterschiedlicher Argumentationen für Kulturvermittlung ergibt sich die Notwendigkeit, Position zu beziehen und den eigenen Ansatz zu begründen. Dies wird für die Vermittlungspraxis, aber auch die Förderpolitik und die Leitungen der Institutionen in zunehmendem Masse erforderlich.
Das vorliegende Kapitel bietet dazu eine erste Orientierung. Es skizziert gegenwärtig oft auftauchende Legitimationsstrategien für Kulturvermittlung. Die Betonung liegt dabei auf dem Begriff «Strategien». Er verweist darauf, dass keine Legitimation neutral oder objektiv sein kann. Jede verfolgt mit ihrem Plädoyer für die Kulturvermittlung Ziele darüber hinaus – zum Beispiel die Durchsetzung bestimmter Vorstellungen von der sozialen Funktion von Kunst, von den Absichten von Bildung sowie davon, was eine funktionierende Gesellschaft und der Beitrag des Individuums an sie sei. Um den Widerstreit der Argumente zu verdeutlichen, werden am Ende jedes Unterkapitels mögliche Kritiken an der jeweiligen Legitimationsstrategie aufgeführt.
Ein auf die Strategien folgender Text ist den Einwänden gegen Kulturvermittlung gewidmet. Denn angesichts der bestehenden Hierarchien zwischen Kunst und Vermittlung gibt es durchaus Widerstand gegen das politische Interesse an Kulturvermittlung und der damit verbundenen Umverteilung von Ressourcen.
Der Vertiefungstext in diesem Kapitel ist den Konsequenzen für die Kulturvermittlung gewidmet, wenn die Einwände und Kritiken ernst genommen werden.