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9.1 Leitfragen für die Dokumentation von Kulturvermittlung

Angesichts der in der Einleitung beschriebenen unterschiedlichen Adressat_innen mit ihren unterschiedlichen Interessen kann der Eindruck entstehen, eine sachgerechte Dokumentation von Kulturvermittlung sei fast nicht zu leisten. Die folgenden Leitfragen sollen deshalb Anregungen bieten und dazu ermutigen, mit dieser Komplexität bewusst umzugehen.

Bevor mit der Darstellung eines Projektes begonnen wird, sollte man sich bewusst machen, welchen Einfluss mögliche auftraggebende Instanzen haben. Ist deswegen eine bestimmte sprachliche Anpassung nötig oder möchte man vielleicht sogar bewusst einen Kontrapunkt zum erwarteten «Jargon» setzen? Soll auf die Darstellung von bestimmten Details verzichtet werden, oder möchte man gerade auch problematische Aspekte des Projektes transparent machen?

Um den Leser_innen den Einstieg zu erleichtern, sollten die wichtigsten Fakten eines Projektes erwähnt werden: Was wird gemacht, wie und mit wem wird es gemacht – und warum? Wer ist beteiligt? Wo und wann findet es statt? Wie lange dauert es und aus welchen Phasen besteht es? Was kostet es und wer finanziert es?

Darüber hinaus sind Angaben zum konzeptuellen Rahmen des Projektes wichtig, nicht zuletzt, um die Position der Projektautor_innen mit zu dokumentieren: Mit welchen Theorieansätzen, kultur- und bildungspolitischen Forderungen oder Praxisbeispielen lässt sich das Projekt begründen, kritisieren, weiterdenken? Warum ist es aktuell und notwendig? Nach welchen Qualitätskriterien wird es bewertet?

Des Weiteren sollte auf die Zielsetzungen des Projektes und auf seine Ergebnisse eingegangen werden. Haben sich die Zielsetzungen im Laufe der Zeit verändert? Wenn ja warum? Liegen Ergebnisse vor, die nicht geplant waren, wurden die anvisierten erreicht?

Da es in der Vermittlung immer auch um Lernen geht, sollte auch auf die zugrundeliegenden Lernkonzepte eingegangen werden. Durch welche Vorstellungen vom Lernen ist das Projekt getragen? Welche Methoden werden verwendet? Spielen zum Beispiel künstlerische Herangehensweisen auch auf der Ebene der Methode eine Rolle?

Zu beachten ist, dass die Bilder, welche für die Dokumentation eines Kulturvermittlungsprojektes (und auch für die Ankündigung von zukünftigen) verwendet werden, häufig im Prozess entstehen. Daher sollte bereits im Vorfeld geklärt werden, wer in welchen Phasen mit der Dokumentation beauftragt wird. Dokumentierende können Teilnehmer_innen oder von aussen kommende Personen sein. Meistens sind es die durchführenden Vermittler_innen selbst, was zuweilen zu Rollenkonfusionen und Überforderung führt und auf Kosten der Dokumentation geht. Jede Entscheidung beinhaltet Vor- und Nachteile. Eine von aussen kommende Person kann den Prozess stören, und von Teilnehmenden selbst erstellte Bilder zeigen deren Perspektiven und damit nicht automatisch zum Beispiel die von der Institution benötigte (und umgekehrt).

An dieser Stelle gilt es auch abzuwägen, welche Art von Professionalität die Dokumentation aufweisen soll. Geht es zum Beispiel um die Darstellung der Sichtweisen der Beteiligten nach ihren Gestaltungswünschen oder um die Verarbeitung des Projektes zu einer Hochglanzbroschüre?

Stets zu klären ist die Frage, wer über die Autor_innenschaft und die Rechte an den Bildern, die entstehen, verfügt und ob eventuell Genehmigungen für die Abbildung von Personen eingeholt werden müssen. Dies ist bei Minderjährigen immer der Fall. Doch auch darüber hinaus sollte im Sinne der Ethik und Transparenz abgeklärt werden, ob Teilnehmende mit einer Abbildung und mit der Art, wie Text und Bild zusammenspielen, einverstanden sind.